Über das Projekt

Die Idee zum Projekt „Travestie in der DDR“ wurde 2023 im Sonntags-Club in Berlin geboren. Den Impuls gab die Abschlussveranstaltung von Markues’ künstlerischer Projektrecherche und Dokumentation zu den Travestie-Shows im Kabarett „Chez Nous“ in West-Berlin in den Jahren 1958 bis 2008.

Im Publikum saßen Jürgen Müller, ein professioneller Travestiekünstler in der DDR und Mitglied der staatlich anerkannten Travestiegruppe „Die Drei“, Peter Rausch, ein Schwulenaktivist in der DDR und Mitbegründer der Homosexuellen Interessensgemeinschaft Ost-Berlin, sowie Tom Weller, ein ehemaliger Drag King mit westdeutschem Hintergrund und Mitbegründer des Kingdom of Cologne. Zum ersten Mal kamen sie miteinander ins Gespräch.

Schnell wurde klar: Eine vergleichbare Dokumentation oder historische Auseinandersetzung wie jene zu „Chez Nous“ in West-Berlin gab es für Ost-Berlin und die DDR bisher nicht.

Dabei tauchten unter anderem folgende Fragen auf:

  • Wie wurde Travestie in der DDR gelebt und organisiert?
  • Welche Rolle spielte Travestie in der schwul-lesbischen Subkultur der DDR?
  • Wie organisierte sich die queere Szene, und wie wurde mit geschlechtlicher Vielfalt vonseiten des Staates, der Subkultur und dem Publikum umgegangen?

Peter Rausch und Tom Weller trafen sich nach diesem Abend ein weiteres Mal, um mögliche Projektideen zu besprechen. Tom Weller übernahm die Aufgabe, einen Förderantrag bei der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt einzureichen – mit Erfolg.

Im Frühsommer 2024 organisierten Tom Weller und Peter Rausch zusammen mit vielen weiteren Beteiligten eine Auftaktveranstaltung, wieder im Sonntags-Club. Die queere Szene wurde eingeladen, sich mit Fotos, Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten am Projekt zu beteiligen und sich generationenübergreifend auszutauschen. Im Spätsommer 2024 folgten zwei Drehtage im Sonntags-Club, um Gespräche und Interviews mit Zeitzeug*innen aufzunehmen. Diese Aufnahmen wurden im Herbst 2024 ausgewertet, geschnitten und gemeinsam mit historischen Fotografien und Geschichten auf dieser Website veröffentlicht. Ein weiteres Ergebnis des Projekts ist ein Zeitstrahl, der einen vergleichenden Überblick über queere Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland bietet und ebenfalls auf der Website zugänglich ist. Die Website ging am 5. Dezember 2024 im Schwulen Museum mit einer feierlichen Eröffnung und Live-Auftritten von Kaey und der schönen Müllerin online.

Das Projekt-Team:

Zeitzeug*innen:
Kaey, Michael Eggert (Bärenmicha), Georg Hentze, Jürgen Müller (die schöne Müllerin), Peter Rausch, Michael Unger

Projektleitung, Konzeption & Redaktion:
Tom Weller

Kamera:
Janne Ebel & Nadja Krüger

Ton & Sounddesign:
Luisa Nawka

Montage:
Katharina Voß

Gestaltung:
Peter Freitag

Buchhaltung:
Christopher Paul

Gesang bei Projektveranstaltung:
Kaey & Jürgen Müller (die schöne Müllerin)

Moderation bei Projektveranstaltung:
Hannes Hacke

Großer Dank geht an:

Bodo Amelang, Marie Blomeyer, Olaf Brühl, Ethan Folk, Ulli Hennecke, Tanja Klemm, Frank Miehe, Michael Raimann, Melanie Schöllhammer, Tomi Schwabe;

das DGS-Dolmetscher*innen- und Deaf Performance-Team: LenA Brückmann, Bab Goretzki, Martin Vahemäe-Zierold;

das feministische Archiv FFBIZ: Roman Klarfeld;

den Sonntags-Club e.V.: Hilmar Krieg u.a.;

das Spinnboden Archiv e.V.: Lara Ledwa;

das Stadtmuseum Ludwigshafen: Dr. Regina Heilmann, Wolfgang Knapp, Dr. Christian Könne;

das Schwule Museum: Birgit Bosold, Colin Klugbauer, Dennis Lalla, mino, Nicole Otte, Yujen Lin-Woywod;

das Museum Utopie und Alltag Eisenhüttenstadt: Mathias Becker und Andrea Wieloch