Faschingsfeiern im Fummel
Karneval und Fasching boten seit jeher die Möglichkeit, durch Verkleidungen und Kostüme mit Geschlechterrollen zu spielen und diese auf spielerische Weise zu hinterfragen. In den 1920er-Jahren zum Beispiel reisten queere Menschen aus der ganzen Republik – zum Teil mit Sonderzügen – in die Karnevalshochburg Köln, um dort die „jecke Jahreszeit“ gemeinsam zu feiern.
Unter den Nationalsozialisten wurde das dann schnell anders. So durfte zum Beispiel die Rolle der Jungfrau im Kölner Dreigestirn fortan nicht mehr von einem Mann dargestellt werden, da Männer in Frauenkleidern in der NS-Geschlechter-Ideologie verpönt waren.
Nach der Befreiung von den Nationalsozialisten begann man in den meisten Karnevals- und Faschingshochburgen in der BRD und der DDR, diese Feste wieder zu feiern. Besonders unter vielen queeren Menschen erfreuten sich Fasching und Karneval wieder großer Beliebtheit. Hier konnten sie sich schminken, sich auffällig stylen und ausgelassen feiern, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Die Möglichkeit, dabei die gesellschaftlichen Rollen zumindest für kurze Zeit zu sprengen, machten die Faschingsfeiern und Kostümpartys für viele besonders reizvoll.
In der DDR wurden vor allem die offiziellen Feiern der staatlich registrierten Karnevalsvereine von der Stasi – besonders bei Büttenreden – misstrauisch beobachtet und streng kontrolliert.
Die folgenden Fotos zeigen Faschingsfeiern der 1980er-Jahre in Ost-Berlin, die meist in Privatwohnungen oder in Clubs und Bars stattfanden. Die Fotos stammen aus den Privatarchiven von Michael Raimann und Georg Hentze (im Fummel alias Georgina).