Lesben auf den Bühnen des Hibaré-Kabaretts
In der Homosexuellen Interessengemeinschaft Berlin (HIB) arbeiteten Schwule und Lesben sowohl in den 1970er Jahren als auch nach der Wiedergründung der HIB in den 1990ern eng zusammen, wobei Schwule zahlenmäßig stärker vertreten waren. Auch im Hibaré-Kabarett, das zur HIB gehörte, standen Schwule und Lesben gemeinsam auf der Bühne, probten und entwickelten Programme. Zu dieser Zeit hatten sich in West-Berlin und Westdeutschland die meisten schwul-lesbischen Gruppen bereits aufgespalten und arbeiteten unabhängig voneinander.
Die genaue Rolle der Lesben bei der Planung und Aufführung des Hibaré-Kabaretts sowie ihre Beteiligung an Travestie-Nummern ist noch unerforscht. Einige Fotos zeigen jedoch Lesben aus der Gruppe bei Auftritten des Hibaré-Kabaretts Anfang der 1990er Jahre.
Michael Unger, langjähriger Geschäftsführer des Sonntags-Clubs, der zu DDR-Zeiten als Regisseur das Hibaré-Kabarett begleitet hat, erinnert sich in unserem Gespräch auf die Frage nach der Beteiligung von Lesben im Kabarett:
„Tommy war einfach ein kesser Vater, ne Lesbe, die sagte: ‚Wo ist die Bohrmaschine?’ Die hat dann nen Superkerl dargestellt mit Bart oder irgendwas (…) und ist aber nicht so viel aufgetreten, sie war nicht so bühnenaffin, sie hat sich nicht danach gedrängt, sie musste immer schwer überredet werden. Das Problem hatten wir auch später immer mal mit Lesben. Transleute hatten wir da nicht so, also selbst Charlotte [von Mahlsdorf], die die erste und lange Zeit auch einzige Transperson war bei uns. (…) Charlotte war so was wie die Schirmherrin, wenn sie kam, dann hatte sie neue schöne Kleider und hat sich das Programm mit angeguckt. (…) Also es waren vor allen Dingen die Männer, ich sage jetzt mal – die etwas feminineren Männer unter uns – die sich zur Bühne gedrängt sahen.“