Paralleler Zeitstrahl zur queeren Geschichte
in der DDR und der BRD (1946–1990):

Rechts zeigt der Zeitstrahl queere Ereignisse und Entwicklungen in der DDR, links jene in der BRD.
In der Mitte stehen zentrale politische Ereignisse der beiden Staaten, die den historischen Kontext geprägt haben.

BRD
1946
Erste Tunten- und Lesbenbälle in Berlin

Erste Tunten- und Lesbenbälle in Berlin

Inmitten der Ruinenlandschaft und trotz der Nachkriegsnot, finden ab 1946 erste Tunten- und Lesbenbälle in West-Berlin statt …

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DDR
1947
Antrag auf Streichung des § 175

Antrag auf Streichung des § 175

Der Arzt und Sexualforscher Rudolf Klimmer, selbst homosexuell, reicht bei der SED-Leitung Sachsens einen Antrag auf Streichung des § 175 ein. Das Zentralkomitee der SED lehnt dieses Gesuch ab.

BRD
1947
Eröffnung Club Eldorado

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1983-0121-500 / CC-BY-SA 3.0

Club Eldorado wird wieder eröffnet

Das aus den 1920-er Jahren bekannte queere Szene-Lokal Eldorado in West-Berlin entsteht neu und kann sich bis Ende der 1960-er Jahre behaupten.

1949

23. Mai 1949 : Gründung der BRD

Am 23. Mai 1949 wird mit der Unterzeichnung des Grundgesetzes die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Konrad Adenauer (CDU) wird der erste Bundeskanzler. Die Gründung wird von den westlichen Alliierten unterstützt, während der Kalte Krieg beginnt.

BRD
1949
Erste Vereinsgründungen der Homosexuellenbewegung

Erste Vereinsgründungen der Homosexuellenbewegung

1949 gründet sich in Berlin die Gruppe „Wissenschaftlich-humanitäres Komitee“, um Bestrebungen der ersten Homosexuellenbewegung wieder aufzunehmen…

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1949

7. Oktober 1949 : Gründung der DDR

Am 7. Oktober 1949 wird die DDR gegründet, als Reaktion auf die Gründung der Bundesrepublik. Sie entsteht aus der sowjetischen Besatzungszone und wird von der Sowjetunion unterstützt. Die DDR ist ein sozialistischer Staat, regiert von der Einheitspartei SED. Wilhelm Pieck wird der erste Präsident.

1950

8. Februar 1950 : Gründung der Stasi
(Staatsministerium für Staatssicherheit, MFS)

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), kurz Stasi, ist der Geheimdienst der DDR. Die Stasi wird am 8. Februar 1950 gegründet und bleibt über 40 Jahre aktiv. Während der friedlichen Revolution im Herbst 1989 wird sie entmachtet. Die Stasi sieht die schwul-lesbische Bewegung als vom Westen beeinflusst und überwacht viele Aktivist*innen. Wird ein Mitarbeiter der Stasi als homosexuell enttarnt, wird er offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“ entlassen.

BRD
1952
Weitere „queere“ Vereinsgründungen

Weitere „queere“ Vereinsgründungen

In West-Berlin gründet sich 1952 ein „Verein der Freunde“ und 1958 ein neuer „Bund für Menschenrecht“, in dem sich auch Lotte Hahm – die Berliner Frontfrau lesbischer Emanzipation während der Weimarer Republik – engagiert.

1953

Volksaufstand in der DDR

Am 17. Juni 1953 kommt es in der DDR zu Massenprotesten und Streiks. Die Demonstranten fordern unter anderem freie Wahlen und den Rücktritt der Regierung. Die Sowjetarmee beendet den Aufstand mit Panzern.

BRD
1953
Petition zur Abschaffung des § 175

Petition zur Abschaffung des § 175

Die 1953 gegründete „Gesellschaft für Menschenrechte“ reicht eine Petition zur Abschaffung des §175 in den Bundestag ein…

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1955

Beitritt der BRD in die Nato

Durch den Deutschlandvertrag wird die BRD wiederbewaffnet und tritt der NATO bei. Die DDR wird Teil des Warschauer Pakts. Damit gehören die BRD und die DDR zwei gegnerischen Militärbündnissen an.

1956

1. April 1956 : Gründung BND (Bundesnachrichtendienst)

Am 1. April 1956 wird die Organisation Gehlen, unter Leitung des ehemaligen Wehrmachts-Generalmajors Reinhard Gehlen, offiziell in den Dienst der Bundesrepublik übernommen und in Bundesnachrichtendienst (BND) umbenannt. Im Kalten Krieg gelten Homosexuelle als Sicherheitsrisiko, da man sie als erpressbar ansieht. Sie werden daher auf beiden Seiten als ungeeignet für Positionen in Politik, Militär, Polizei oder Geheimdiensten betrachtet.

1956

21. Juli 1956 : Einführung der Wehrpflicht in der BRD

Am 21. Juli 1956 wird in der Bundesrepublik ein Gesetz verabschiedet das Männer zum Wehrdienst verpflichtet. Ab 1960 kann als Alternative der Zivildienst geleistet werden. Homosexuelle Wehrpflichtige erleben in der Armee oft Diskriminierung und leben in Angst vor einem Outing. Eine Offizierskarriere in der Bundeswehr ist bis Ende der 1990er Jahre nur möglich, wenn man nicht als homosexuell oder queer bekannt ist.

DDR
1957
Verbesserung der rechtlichen Lage von Homosexuellen in der DDR

Verbesserung der rechtlichen Lage von Homosexuellen in der DDR

Es gibt die Order von oben: keine Strafverfolgung bei einvernehmlichen homosexuellen Handlungen, solange die Männer die „DDR und den sozialistischen Aufbau nicht schädigen.“

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BRD
1957
Bundesverfassungsgericht bekräftigt Gültigkeit der NS-Paragraphen in BRD

Das Bundesverfassungsgericht bekräftigt die Gültigkeit der NS-Paragraphen in der Bundesrepublik Deutschland.

Die BRD wendet die NS-Version von Paragraf 175, einschließlich 175a und 175b, weiterhin an und bekräftigt nach einer Beschwerde noch mal die Gültigkeit des alten Paragraphen.

Die westdeutschen Behörden setzten das Gesetz rigoros um. Zwischen 1949 und 1969 werden 100.000 Männer nach Paragraf 175 verhaftet. Etwa 59.000 von ihnen werden letztlich verurteilt. Einige erhalten Gefängnisstrafen.

BRD
1958
Eröffnung Travestietheater „Chez Nous“

Travestietheater „Chez Nous“ in West-Berlin wird eröffnet

Das Cabaret Chez Nous ist ein legendäres Travestietheater in Berlin-Charlottenburg, das von 1958 bis 2008 besteht und internationale Berühmtheit erlangt…

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1961

13. August 1961 : Mauerbau

Die innerdeutsche Grenze zwischen der BRD und der DDR wurde von der DDR schon am 25. Mai 1952 geschlossen. In Berlin ist der Übergang von Ost- nach West-Berlin jedoch noch länger möglich. Das ändert sich in der Nacht zum 13. August 1961, als die SED-Führung die Übergänge sperren und eine Mauer errichten lässt. Ziel ist es, die Abwanderung gut ausgebildeter DDR-Bürger und Bürgerinnen zu stoppen. Die DDR-Offiziellen nennen die Mauer „antifaschistischer Schutzwall“. Sie wird zu einem der bekanntesten Symbole des Kalten Krieges und der deutschen Teilung.

DDR
1961
Mauerbau als Einschnitt

Mauerbau Berlin.- Mauerbau, Aufstellen von Betonblöcken mit einem Kran hinter Stacheldraht
Foto: Bundesarchiv, Bild 173-1321 / Helmut J. Wolf / CC-BY-SA 3.0

Mauerbau als Einschnitt im privaten Leben

Viele Menschen gehen in den Westen und verlassen die DDR. Queere Menschen leben in der DDR weitgehend versteckt und isoliert…

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1962

21. Januar 1962 : Einführung der Wehrpflicht in der DDR

Am 21. Januar 1962 führt die DDR die allgemeine Wehrpflicht ein. Ein Recht auf Verweigerung gibt es bis zum Ende der DDR nicht. Ab 1964 können Männer, die den Waffendienst verweigern, ihren Wehrdienst als Bausoldaten leisten. In der Nationalen Volksarmee (NVA) wird das Thema Homosexualität totgeschwiegen und erst 1988 wird es im DDR-Verteidigungsministerium einen schriftlicher Entwurf zum möglichst diskriminierungsfreien Umgang mit homosexuellen Soldaten geben.

BRD
1963
Weitere Lesbenbars in West-Berlin eröffnen

Schwarzweiß-Foto, Außenaufnahme der Kneipentür der Kneipe „die 2“, Doppelaxt plakat neben der Eingangstür
Außenaufnahme „die 2“ – Quelle: © Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek e.V. (Berlin)

Weitere Lesbenbars in West-Berlin eröffnen

Christel „Chris“ Rieseberg eröffnet 1963 den lesbischen „Club 10“ in Berlin-Schöneberg, später die Frauenkneippe Dinelo und 1975 die Frauenkneipe und Frauendiskothek „die 2“ in der Martin-Luther-Straße 22.

BRD
1966
Homosexuelle Bar-Szene in West-Berlin wächst

Homosexuelle Bar-Szene in West-Berlin wächst

Die Homosexuellen-Vereine lösen sich weiter auf, aber die West-Berliner Lokal-Szene behauptet sich. Die Zahl der Lokale in West-Berlin steigt bis 1966 auf 28.

Schwule Männer treffen sich weiterhin in Elli’s Bier-Bar, oder gehen im „Kleist Casino“ und im „Trocadero“ tanzen. Das „Chez Nous“ wird zur Berliner Attraktion mit seinen Travestie-Shows.

1968

APO und Studierendenproteste in der BRD

Am 11. April 1968 wird in Berlin ein Attentat auf Rudi Dutschke, den Anführer der Studentenbewegung, verübt. Daraufhin eskalieren die Proteste, und die bis dahin friedliche Bewegung wird zur Revolte, die fast alle Universitätsstädte erfasst. Die Studierenden fordern eine intensivere Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, Reformen im Hochschulwesen. Sie protestieren gegen den Vietnamkrieg, atomare Aufrüstung und setzen sich für die sexuelle Revolution ein. Die „68er Revolution“ führt zu einem großen kulturellen und gesellschaftlichen Wandel in den USA und Westeuropa. In den 1950er Jahren leben viele Homosexuelle aus Angst vor sozialer Ächtung und strafrechtlicher Verfolgung im Verborgenen. Durch den Einfluss der 68er-Bewegung beginnt ein sozialer Wandel. Lesben und Schwule treten in der BRD verstärkt in die Öffentlichkeit, fordern gleiche Rechte und organisieren eine sichtbare Homosexuellenbewegung.

DDR
1968
§175 wird in der DDR gestrichen

§175 wird in der DDR gestrichen

Am 1. Juli 1968 tritt in der DDR ein neues sozialistisches Strafgesetzbuch in Kraft, mit zum Teil völlig neuen Straftatbeständen. Darin gibt es keine Verurteilung männlicher Homosexualität mehr, allerdings tritt der § 151 in Kraft …

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1969

Neue Ostpolitik

Unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) führt die BRD eine “Neue Ostpolitik” ein, um die Beziehungen zur DDR zu verbessern.

DDR
1969
Aufklärungsbuch

Aufklärungsbuch

Siegfried Schnabl veröffentlicht „Mann und Frau intim“. Das Aufklärungsbuch widerspricht in seiner Darstellung von Homosexualität deutlich der negativen Sicht auf Homosexualität, die in großen Teilen der Bevölkerung zu finden ist.

BRD
1969
§ 175 wird entschärft

Paragraph 175 wird entschärft

Paragraph 175 wird in der BRD entschärft, sodass Sex unter Männern ab 21 Jahren nicht mehr strafbar ist, unter 21 Jahren aber schon.

Gestrichen wird der § 175 aber nicht. Auch die moralische Verurteilung verschwindet nicht. Zum einen bleibt das Verbot der homosexuellen Prostitution unter Erwachsenen vorerst bestehen.

Zum anderen gilt bei homosexueller „Unzucht“ eine deutlich höhere Schutzaltersgrenze von 21 Jahren, während sie bei heterosexueller „Unzucht“ bei 14 Jahren liegt, bzw. bei 16 Jahren im Fall der „Verführung zum Beischlaf“.

DDR
1969
Mediziner Dörner forscht zu Homosexualität

Mediziner Dörner forscht zu Homosexualität

Der Endokrinologe Prof. Dr. Dörner forscht zu Homosexualität und glaubt durch Erkenntnisse in der Rattenforschung, dass Homosexualität durch Hormonmanipulation verhindert werden kann, später relativiert er diese These.

1971

3. Mai 1971 : Machtwechsel an der Spitze der DDR

Ein innerer Konflikt in der SED führt 1971 zu einem Machtwechsel. Erich Honecker ersetzt Walter Ulbricht als Generalsekretär der SED. Am 3. Mai 1971 tritt Ulbricht „aus gesundheitlichen Gründen“ von seinen Ämtern zurück und wird mit Zustimmung der Sowjets von Honecker abgelöst.

BRD
1971
Filmpremiere von Rosa von Praunheim

Filmpremiere von Rosa von Praunheim

Am 4 Juli 1971 findet die Uraufführung des Films “Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt” von Rosa von Praunheim auf den Internationalen Filmfestspielen in West-Berlin statt.

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BRD
1971
Gründung Homosexuelle Aktion Westberlin (HAW)

HAW-Pfingstdemonstration am 9. Juni 1973, eine Gruppe von Menschen demonstriert in den Straßen Berlins und trägt ein Banner mit der Aufschrift "Homosexuelle Aktion Westberlin"
Foto:Rüdiger Trautsch – ausgestellt in Schwules Museum, Berlin

Homosexuelle Aktion Westberlin (HAW) gründet sich

Am 15. August 1971 gründet sich die „Homosexuelle Aktion Westberlin“ (HAW). Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der HAW ist der Kampf für die ersatzlose Streichung des § 175 im Strafgesetzbuch…

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DDR
1973
Idee zur Gründung der (HIB)

Idee zur Gründung der Homosexuellen Interessensgemeinschaft (HIB)

Die erste TV-Ausstrahlung des Films „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim im westdeutschen Fernsehen wird auch von vielen Menschen heimlich in der DDR gesehen.
Peter Rausch und Michael Eggert (Bärenmicha) haben die Idee mit anderen die „Homosexuellen Interessensgemeinschaft Berlin“ in Ost-Berlin, kurz (HIB) zu gründen.

1973

28. Juli bis 5. August 1973 : Weltjugendspiele in Ost-Berlin

Vom 28. Juli bis 5. August 1973 finden in Ost-Berlin die X. Weltfestspiele der Jugend und Studierenden statt – geplant als große Propagandaveranstaltung der DDR-Führung. Rund acht Millionen Menschen kommen zusammen, darunter über 25.000 Schüler und Studierende aus 140 Ländern. Die DDR will sich als liberal und weltoffen präsentieren und die Unterstützung der Jugend für die SED-Politik zeigen. Doch viele Jugendliche nutzen die Gelegenheit, um sich mit Gleichaltrigen aus aller Welt, besonders aus dem Westen, auszutauschen. Berlin erlebt neun Tage voller Musik, Diskussionen und Feiern bis in die frühen Morgenstunden.

DDR
1973
Öffentliche Aktion der HIB bei den Weltfestspielen

Festivalblume der Weltjugendspiele 1973 – DDR
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-M0802-0411 / CC-BY-SA 3.0

Öffentliche Aktion der HIB bei den Weltfestspielen

Bei den Weltfestspielen kommt es zu einer ersten öffentlichen Aktion der HIB. Mitglieder der HIB verteilen zusammen mit Peter Tatchell – einem Mitglied der britischen Delegation ein Flugblatt der Gay Liberation Front (GLF).

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BRD
1973
Pulverfass Cabaret in Hamburg eröffnet

Pulverfass Cabaret in Hamburg eröffnet

Das Travestietheater Pulverfass Cabaret eröffnet 1973 in Hamburg. Mit rund 200 Plätzen zählt es zu den größten Travestie-Theatern in Europa und besteht bis heute – inzwischen an der Reeperbahn.

DDR
1973
Homosexualität in der DDR-Sexualpädagogik

Buchcover, zwei gezeichnete Gesichtsportraits schauen sich seitlich zugewandt an. Dazwischen steht der Titel des Buches

Homosexualität in der DDR-Sexualpädagogik

Die Handreichung von Dr. Kurt Bach „Geschlechtserziehung in der sozialistischen Oberschule – Entwicklung und Realisierung eines Programms zur systematischen Geschlechtserziehung in den Klassen 1 bis 10 der Oberschule der DDR“ stellt Homosexualität als Fehlhaltung dar.

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BRD
1973
Tuntenstreit in West-Berlin

Tuntenstreit in West-Berlin

Der Tuntenstreit ist eine Strategiediskussion innerhalb der west-deutschen Schwulenbewegung zwischen 1973 und 1974. Der Konflikt bricht beim Pfingsttreffen 1973 in West-Berlin aus…

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DDR
1974
Gründung Hibaré-Kabarett

Das Hibaré-Kabarett wird gegründet – Travestie und Comedy

Das Hibaré-Kabarett wird gegründet – eine Zusammensetzung des Namens HIB und Kabarett. Um etwas Glamour in den Namen zu kriegen, wird das „ett“ durch „é“ ersetzt…

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BRD
1974
erster Auftritt der Flying Lesbians

Flying Lesbians treten das erste Mal auf

Im April 1974 richtet das West-Berliner Frauenzentrum das erste Frauenrockfestival „Die Rockfete im Rock“ aus, zu dem männlich gelesene Personen keinen Zutritt haben. Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist am 11. Mai 1974 der Debütauftritt der Flying Lesbians, einer lesbischen Rockband aus Berlin, die sich erst kurz vor dem Festival zusammengefunden hat.

BRD
1974
Eröffnung “Chez Romy Haag”

Eröffnung “Chez Romy Haag”

Romy Haag eröffnet als 26-Jährige in West-Berliner Stadtteil Schöneberg das Travestie-Kabarett „Chez Romy Haag“.

BRD
1975
Gründung Lesbisches Aktionszentrum Westberlin (LAZ)

Lesbisches Aktionszentrum Westberlin (LAZ) wird gegründet

Die Frauengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) spaltet sich 1975 als Lesbisches Aktionszentrum (LAZ) ab und verortet sich in der feministischen Bewegung. Aus der Archivgruppe des LAZ entsteht 1983 das Spinnbodenarchiv, ein „Archiv zur Entdeckung und Bewahrung von Frauenliebe.“

1976

16. November 1976 : Ausbürgerung von Wolf Biermann

Die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im November 1976 wird zu einem Symbol für Unfreiheit und Erstarrung. Während Biermann ein Konzert in Köln gibt, wird er von der DDR-Führung ausgebürgert. In einer beispiellosen Aktion fordern Künstler*innen in der DDR die Rücknahme der Maßnahme. Sie schreiben einen offenen Brief, der für die meisten Unterzeichnenden zu erheblichen Konsequenzen führt (Verhaftungen, Hausarreste, Strafverfahren, Aufführungsverbote). Dies führt wiederrum in Ost- und Westdeutschland zu breiten Protesten.

DDR
1976
HIB vom Staat nicht anerkannt

Hibaré-Sylvester-Party 1974 mit Show – © Privat-Archiv Peter Rausch

HIB wird vom Staat nicht als offizielle Gemeinschaft anerkannt

Der Antrag der „Homosexuellen Interessensgemeinschaft Berlin“ (HIB) auf Registrierung als offizieller Verein/ Gemeinschaft wird 1976 abgelehnt durch das Polizeipräsidium Ost-Berlin. Weitere Verhandlungen der HIB mit dem DDR-Staatsapparat scheitern.

DDR
1976
rechtliche Regelung für Trans*Personen

Erste rechtliche Regelung für Trans*Personen in der DDR

Am 27. Februar 1976 tritt eine offizielle Regelung in Kraft.

Der Gesundheitsminister der DDR erlässt eine „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten“. Damit gibt es erstmals eine medizinische Leitlinie für Geschlechtsangleichungen in der DDR, auch die Namens- und Personenstandsänderung wird geregelt.

Allerdings werden diese Informationen in der DDR nicht veröffentlicht und es gibt auch keine Selbsthilfegruppen, in denen Trans*personen sich darüber austauschen können. Die Soziologin Ulrike Klöppel hat viel zu diesem Thema geforscht (siehe Podcast).

BRD
1976
AHA Berlin e.V. im Vereinsregister

AHA Berlin e.V. im Vereinsregister

Die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft (AHA) lässt sich 1976 ins Vereinsregister eintragen. Die Gründungsmitglieder schreiben in ihrer Vereinszeitung, dass sie einen neuen Verein bilden wollten, der nicht so „extrem links wie die HAW“ sein sollte und nicht nur ein „exklusiver Klüngel für Akademiker und Studenten“. Die AHA besteht bis heute und bietet ein großes und vielfältiges Angebot an Gruppen, Projekten, Veranstaltungen und Shows an.

DDR
1978
Verbot erstes landesweites DDR-Lesbentreffen

Das erste landesweite DDR-Lesbentreffen wird verboten

1978 organisiert eine Gruppe um Ursula Sillge das erste Lesbentreffen mit Teilnehmerinnen aus der gesamten DDR zu dem über hundert Frauen über persönliche Netzwerke eingeladen werden. Ursprünglich soll das Treffen im Gründerzeitmuseum von Charlotte von Mahlsdorf stattfinden. Kurz vor Beginn untersagt die Volkspolizei/ Abteilung Erlaubniswesen die Veranstaltung und verbietet Charlotte von Mahlsdorf, die HIB jemals wieder zu empfangen. Kurzfristig finden die Teilnehmerinnen alternative Treffpunkte in einer Privatwohnung und zwei Gaststätten.

DDR
1978
Film “Fleur Lafontaine” mit Hibaré-Akteuren

Zwei Tunten im Fummel sitzen in einer Bar im Stil der 1920-er Jahre an einem Tisch, drei Champagner-Gläser darauf
„Die schöne Müllerin“ im Filmset zum Film Fleur de Lafontaine –
© Privatarchiv HIB, Peter Rausch

Hibaré-Akteure spielen im Film Fleur Lafontaine

Der DEFA-Film „Fleur Lafontaine“ wird unter der Regie von Horst Seemann gedreht. Einige Mitglieder des Hibaré-Kabarett wie Peter Rausch, aber auch Jürgen Müller (die schöne Müllerin) und Charlotte von Mahlsdorf spielen in einer Bar-Szene im Fummel und/oder als Tänzer*innen mit.

BRD
1978
Erster schwuler Buchladen wird eröffnet

Der erste schwule Buchladen wird eröffnet

Der Buchladen Eisenherz eröffnet im 12. November 1978 in Berlin als erster schwuler Buchladen Deutschlands. Die Gründer sind fest in der West-Berliner Schwulenbewegung verwurzelt. Der Buchladen ist nicht nur ein Buchladen, sondern auch ein wichtiger Treffpunkt für die Aktivisten der schwulen Bürgerrechtsbewegung. Er ist die Keimzelle für viele Ideen zu zahlreichen Projekten, darunter das queere Stadtmagazin Siegessäule, der queere Filmpreis Teddy Award und die schwule Beratungsstelle Mann-O-Meter. Die queere Bewegung in Ost-Berlin darf zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eigene Druckerzeugnisse offiziell herausgeben.

DDR
1979
Spielzeit des Hibarés endet

Schwarz-Weiß-Aufnahme, zwei Travestiekünstler auf der Bühne
© Privatarchiv HIB, Peter Rausch

Spielzeit des Hibarés endet

Die HIB wird weiter massiv vom Staat eingeschränkt. Es gibt keine Zuteilung von Räumen für Gruppentreffen, keine Zuteilung von Papierzuweisungen für Flyer oder Zeitschriften und auch keine Erteilung von Druckgenehmigungen…

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BRD
1979
Erster Berliner Tuntenball im ICC

Erster Berliner Tuntenball im ICC

1979 findet der erste Tuntenball im ICC (Internationales Congress Centrum Berlin) statt, einem der größten Kongresshäuser der Welt. Als Stargast tritt Hildegard Knef auf. Schnell entwickelt sich der Ball zur Kult-Veranstaltung der queeren Szene West-Berlins.

Bis 1995 feiern Hunderte jährlich im ICC – bis das Event wegen niedriger Nachfrage und hoher Kosten eingestellt werden muss. Noch vor dem Mauerfall besucht Zeitzeuge Georg Hentze – kurz nach seiner erfolgten Ausreise aus der DDR – mit einer kleinen Gruppe von ehemaligen Ost-Berlinern einen Tuntenball im ICC.

BRD
1979
Erster CSD in West-Berlin

Der erste CSD in West-Berlin

Der Name „Christopher Street Day“ (CSD) kommt von der Christopher Street in New York City, wo sich 1969 bei den Stonewall-Aufständen queere Menschen gegen Polizeiwillkür wehren. (…) Zehn Jahre später findet der erste CSD in West-Berlin am 30. Juni 1979 statt…

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BRD
1980
Das TSG (Transsexuellen-Gesetz) tritt in Kraft

Das TSG (Transsexuellen-Gesetz) tritt in der BRD in Kraft

Der Antrag einer Trans*person auf Eintragung ihres geänderten Geschlechts in das Geburtenbuch wird 1971 durch den Bundesgerichtshof aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlagen abgelehnt.

1980 tritt dann nach einer weiteren Verfassungsbeschwerde das TSG (Transsexuellen-Gesetz) in der BRD unter dem Namen „Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen“ in Kraft.

Das TSG von 1980 ist in wesentlichen Teilen verfassungswidrig, bleibt aber in der BRD bis 2024 bestehen und wird dann vom neuen Selbstbestimmungsgesetz abgelöst.

BRD
1981
Fernsehpremiere der Travestiekünstler Mary & Gordy

Fernsehpremiere der Travestiekünstler Mary & Gordy

Georg Preuße und sein Bühnenpartner Reiner Kohler treten als das Travestie-Duo Mary & Gordy zum ersten Mal im Fernsehen der BRD auf. In den folgenden Jahren erscheinen sie in zahlreichen Fernsehshows, Filmen und Serien. In den 90er-Jahren erhält Preuße alias Mary einen Werbevertrag mit der Marmeladenfirma Zentis. Travestie wird nun Teil kommerzieller Werbespots.

BRD
1981
Beratungszentrum für Schwule und Lesben in West-Berlin

Beratungszentrum für Schwule und Lesben in West-Berlin

Am 9. März 1981 eröffnet in der Hollmannstraße in Berlin-Kreuzberg das „Kommunikations- und Beratungszentrum homosexueller Frauen und Männer“ (KBZ). Das KBZ gibt Tipps für Freizeitangebote und Beratung für Schwule und Lesben. Es ist eine wichtige Anlaufstelle für homosexuelle Menschen im West-Berlin.

Außerdem will das Zentrum die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft über gleichgeschlechtliche Lebensweisen aufklären. Das KBZ ist ein Vorläufer der Schwulenberatung.

BRD
1981
Lesbischer Kunst-Aktionsraum Pelze in Schöneberg

Lesbischer Kunst-Aktionsraum Pelze wird in Schöneberg errichtet

In einem ehemaligen Pelzgeschäft wird, zunächst durch Besetzung und später legalisiert, ein Aktionsraum geschaffen – ein Ort „für die weiblichen Künste“.

Das Pelze entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einem Multimediaprojekt – mit Kunstausstellungen, Workshops, Literaturveranstaltungen, Modeshows. Außerdem gibt es ein Nachtcafé, das sich als Treffpunkt für Lesben, Künstlerinnen und Sexarbeitende etabliert.

Die wechselnden Kollektive, die über die Jahre im Pelze wirken, verfolgen auch das Ziel, die feministische Szene mit subversiven Ansätzen herauszufordern.

BRD
1981
Gründung der Lesbenberatung in West-Berlin

Gründung der Lesbenberatung in West-Berlin

Die Lesbenberatung Berlin gibt es seit 1981 und bietet bis heute Beratungsarbeit, Veranstaltungen, Workshops und Gruppen an, sowie eine Bibliothek mit Büchern zu Rassismus, Coming-Out, Migration, Familie, Sexualität, Gewalt und Gesundheit.

Der Arbeitsbereich LesMigraS wird dann 1999 innerhalb der Lesbenberatung gegründet und fokussiert sich auf Mehrfachdiskriminierung, auf Queers und trans* Personen of Color und Schwarze Queers und trans* Personen.

BRD
1981
Erste Fälle von Aids werden bekannt

Erste Fälle von Aids werden bekannt

Im Juni 1981 werden in der BRD die ersten Fälle der damals noch tödlich verlaufenden Immunschwächekrankheit AIDS bekannt.

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BRD
1981
„Berlin von hinten“ erscheint

„Berlin von hinten“ erscheint

Der erste schwule Stadtführer “Berlin von hinten” erscheint im Verlag Bruno Gmünder. Die “Szene in Ostberlin” wird lediglich mit einem Satz erwähnt.

DDR
1982
Homosexuelle Gruppen unter dem Dach der Kirche

Handgeschriebenes Plakat von 1982 – Überschrift: Tabu Homosexualität, wie gehen wir damit um?
Plakat d. AK Homosexualität d. evangelischen Studentengem. Leipzig 1982 – © Privat-Archiv Eduard Stapel

Homosexuelle Gruppen unter dem Dach der Kirche

Gründung des ersten „Arbeitskreises Homosexualität“ (AK) bei der evangelischen Studentengemeinde Leipzig. In allen größeren Städten der DDR werden etwa 20 weitere Arbeitskreise Homosexualität in der evangelischen Kirche gegründet.

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DDR
1982
Kirche wird verstärkt Zufluchtsort

Die Kirche wird verstärkt Zufluchtsort für schwul-lesbische Gruppen

Die Tagung der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg am 9.2.1982 über Homosexualität löst den Neubeginn einer übergreifenden Schwulen- und Lesbenbewegung in der DDR aus.

Dr. Manfred Punge berichtet in seinem Artikel “Man sollte darüber sprechen” von dieser Tagung und ruft zu Treffen in Berlin auf, woraus der “Gesprächskreis Homosexualität” wird, der noch heute existiert.

DDR
1983
AIDS-Krise

AIDS-Krise

1983 machen die westdeutschen Massenmedien die Krankheit zum Thema. Die SED stellte AIDS als “kapitalistische Seuche” dar.

DDR
1983
Neugründung der HIB

Neugründung der HIB

Uschi Sillge lädt zur Neugründung einer emanzipativ ausgerichteten homosexuellen Gruppe in Ost-Berlin ein. Die HIB wird wiederbelebt.

BRD
1984
Erstausgabe der Siegessäule

Erstausgabe der Siegessäule

Am 1. April 1984 erscheint die erste Siegessäule. Die Erstausgabe hat eine Auflage von 500 Stück und kostet eine D-Mark. Die Siegessäule führt anfänglich den Untertitel ‚Berlins Monatsblatt für Schwule‘. 1996 wird der Inhalt um lesbische Themen erweitert, seit September 2005 richtet sich die Siegessäule an eine queere Zielgruppe. Die Zeitschrift wird heute an über 580 Stellen in Berlin kostenlos verteilt und ist die größte queere Zeitschrift in Deutschland, mit einer Auflage von über 40000 Exemplaren.

DDR
1985
Erste Anfänge des Sonntagsclubs

Erste Anfänge des Sonntagsclubs

Uschi Sillge kann die beiden Leiter eines Jugendclubs am Veteranenberg dazu überreden, schwul-lesbische Veranstaltungen unter dem Titel “Sonntags im Club” zu organisieren.

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BRD
1985
Eröffnung Schwules Museum

Eingang Schwules Museum in Berlin Kreuzberg
Foto: Schwules Museum in Berlin-Kreuzberg

Eröffnung Schwules Museum

1985 eröffnet das Schwule Museum in West-Berlin. In den damaligen Räumen der AHA (Allgemeinen Homosexuellen Arbeitsgemeinschaft) wird die Basis für eine Museumsbibliothek und ein Archiv gelegt.

Heute ist das Schwule Museum ein wichtiges Zentrum für die Erforschung, Bewahrung und Präsentation der Kultur und Geschichte queerer Menschen und sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie ein Kooperationspartner für Museen und Universitäten, Institutionen der Kulturförderung, sowie Künstler*innen und Aktivist*innen aus der ganzen Welt.

DDR
1986
staatliche Zulassung für Travestiegruppe “Die Drei”

Dokument/Ausweis mit DDR-Stempel versehen, Zulassung für Gruppe/ Kollektivdarbietung: Die Drei, Phonomimiker
DDR-Zulassungs-Ausweis für die Travestiegruppe die „Die Drei“ – © Privatarchiv Jürgen Müller

Travestiegruppe „Die Drei“ bekommt staatliche Zulassung als Phonomimiker

Die Travestiegruppe „Die Drei“ tritt zunächst auf privaten Festen auf (Polterabende, Geburtstagsfeiern) dann auf Betriebsfeiern. Als sie die Anfrage bekommen, offiziell in einer Bar aufzutreten, beantragen sie die künstlerische Zulassung.

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DDR
1986
Travestie im DDR-Fernsehen

Travestie im DDR-Fernsehen

Am 14.1.1986 wird eine Travestieshow der staatlich zugelassen Travestiegruppe „The Nightflowers“ im DDR-Fernsehen gezeigt inklusive Schminken und Ankleiden, mit Kommentaren und Erläuterungen. Der ebenfalls staatlich zugelassene Travestiekünstler Jürgen Rummel tritt am 23.1.1986 als Tina Turner vor einem Jugendclub auf. Der Auftritt wird ebenfalls im DDR-Fernsehen gezeigt.

BRD
1986
Eröffnung Begine

Eröffnung Begine

1986 wird die Begine als Café und Kulturzentrum für Frauen in einem von Frauen besetzten und in Selbsthilfe instandgesetzten Haus in Schöneberg gegründet.

DDR
1986
Kranzniederlegung im KZ trotz Verbot

Kranzniederlegung im KZ trotz Verbot

Aktivisten legen trotz Verbots durch das Ministerium für Staatssicherheit am 12.10.1986 im KZ Sachsenhausen einen Gedenkkranz nieder, mit Schleifen auf denen steht: „Homosexuelle Selbsthilfe – den Opfern des Faschismus – in ehrendem Gedenken“. Diese Schleifen werden kurz darauf von Mitarbeitern der Gedenkstättenleitung abgeschnitten.

DDR
1987
750-Jahr Feier mit Travestie-Künstler

Travestie-Künstler auf der 750-Jahr Feier in Ost-Berlin

Aus Anlass der 750-Jahr-Feier Berlins gibt es in beiden Teilen der Stadt zahlreiche Veranstaltungen. In Ost-Berlin ist der Höhepunkt der große Festumzug am 4. Juli 1987 in Berlin-Mitte mit mehr als 40.000 Mitwirkenden, unter ihnen die drei Travestie-Künstler der Gruppe „Die Drei“: Tomi Detlef Schwabe, Axel Lösert und Jürgen Müller (die schöne Müllerin), die auf dem Wagen zum Thema „Die goldenen 20-er Jahre“ mitfahren und jeweils als Marlene Dietrich auftreten.

DDR
1987
Erste Homosexuellen-Klubs bei der FDJ

Erste Homosexuellen-Klubs bei der FDJ

Prof. Dr. Reiner Werner veröffentlicht „Homosexualität“, das erste populärwissenschaftliche Buch der DDR zu diesem Thema. Bei der Staatsjugend der DDR, Freie Deutsche Jugend (FDJ), entstehen die ersten Homosexuellen-Klubs wie „RosaLinde“ (Leipzig) und „Gerede“ (Dresden). Erste Sendung zum Thema im DDR-Juendradio DT64 „Mensch, du – ich bin homosexuell“.

DDR
1988
Travestieshow in DDR-Fernsehen

Travestieshow in der DDR-Sendung „Das ist Musik für Sie“

Peter Kohn und Klaus-Peter Siegel führen Travestieshow mit Gesang auf in der Sendung „Das ist Musik für Sie“ u.a. „Follow me“ von Amanda Lear, „Ein Schiff wird kommen“ von Lale Andersen und „Cherry Cherry Lady“ der westdeutschen Gruppe Modern Talking.

DDR
1988
DDR-Volkskammer streicht §151

7. Volkskammertagung, Präsidium, Berlin 1988
7. Volkskammertagung, Präsidium, Berlin 1988 – Bundesarchiv, Bild 183-1988-1129-033 / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0

Die Volkskammer der DDR streicht §151

Beschluss: Die Volkskammer der DDR verabschiedet am 30.6.1989 die 5. Änderung des Strafrechtsgesetzes. Die letzten Reste einer gesonderten Rechtsbehandlung und Kriminalisierung von Homosexualität werden mit § 151 aus dem Strafgesetzbuch der DDR gestrichen.

1989

Herbst 1989 : Montagsdemonstrationen gegen die SED

In der DDR haben sich vermehrt oppositionelle Gruppen aus unterschiedlichen Bewegungen gebildet (z.B. Friedensbewegung, Umweltschutz, Wahlbeobachter*innen, Bürgerrechtler*innen). Im Jahr 1989 gibt es vermehrt Proteste gegen das SED-Regime. Ein zentraler Teil der Friedlichen Revolution sind die Montagsdemonstrationen, die ab dem 4. September 1989 in Leipzig beginnen. Auch in anderen DDR-Städten finden regelmäßig Massendemonstrationen statt. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ fordern Hunderttausende DDR-Bürger und Bürgerinnen eine demokratische Neuordnung, das Ende der SED-Herrschaft, Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums für Staatssicherheit. Mit der Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze wird die Abwanderung von DDR-Bürger*innen in den Westen zu einem Massenphänomen.

1989

9. November 1989 : Fall der Mauer

Die Mauer trennt die BRD und die DDR und wird streng bewacht. Sie gilt als nahezu unüberwindlich und ist ein abschreckendes Symbol des Ost-West-Konflikts sowie der deutschen Teilung. Am 9. November 1989 reagiert die DDR-Regierung mit Reiseerleichterungen auf den Ausreisestrom und monatelange Massenproteste. Die Mauer in Berlin fällt, nach über 28 Jahren, was sowohl in West- als auch in Ostdeutschland ausgiebig gefeiert wird.

DDR
1989
Premiere – Film „Coming Out“

Der Film „Coming Out“ hat Premiere am Abend der Maueröffnung

Coming Out ist der erste von der DEFA produzierte Spielfilm aus der DDR mit zentral homosexueller Thematik. Der Film wird am 9. November 1989 im Ost-Berliner Kino International in einer Doppelvorstellung uraufgeführt.

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1990

3. Oktober 1990 : Einigungsvertrag zwischen DDR und BRD

Am 3. Oktober 1990 wird die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vertraglich vollzogen. Die DDR hört auf zu existieren. Vielen ehemaligen DDR-Bürger*innen fühlen sich im Prozess der Wende und der deutsch-deutschen Vereinigung nicht gehört und übergangen. In den Jahren nach der Wende müssen sich viele Menschen in Ost-Deutschland mit gravierenden Einschnitten in ihrem Leben auseinandersetzen, wie der Entwertung bisheriger Berufs- und Lebensleistungen und rasant steigender Arbeitslosigkeit.

DDR
1990
Wiederbelebung des Hibaré-Kabaretts

Hibaré-Party mit Show in der Wendezeit – © Privat-Archiv Peter Rausch

Wiederbelebung des Hibaré-Kabaretts

In Ost-Berlin finden wieder Aufführungen des Hibaré-Kabaretts statt.

DDR
1990
unterschiedliche Rechtsprechungen im vereinten Deutschland

Zwei unterschiedliche Rechtsprechungen im vereinten Deutschland

Nach der deutschen Wiedervereinigung existieren zwei unterschiedliche Rechtslagen im vereinten Deutschland: Im Osten des Landes ist der §175 nicht mehr existent und im Westen müssen Homosexuelle, wenn auch in geringerem Ausmaß als früher, weiterhin strafrechtliche Konsequenzen befürchten…

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Der Zeitstrahl umfasst über 40 Jahre Bewegungsgeschichte mit dem Schwerpunkt auf Ost- und West-Berlin. Dabei erhebt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit, ein solcher Zeitraum kann nicht lückenlos dargestellt werden.

Habt ihr Anmerkungen, Korrekturen oder Ergänzungen? Dann meldet euch gerne unter: kontakt@travestie-in-der-ddr.de

Auf die Arbeit und Seiten folgender Autoren stützt sich der Zeitstrahl insbesondere:

Autor: Olaf Brühl:
http://www.olafbruehl.de/chronik.htm#16.5.%6075

Autor: Peter Rausch:
http://www.raunitz.de/hibchron.html

Autoren: Dr. Christian Könne & Wolfgang Knapp:
https://www.vom-anderen-ufer.de/gesellschaft/homosexualitaet-in-der-ddr/
https://www.vom-anderen-ufer.de/gesellschaft/homosexualitaet-in-der-deutschen-gesetzgebung/
https://www.vom-anderen-ufer.de/gesellschaft/schwule-und-lesben-in-der-ddr/

Alle weiteren genutzten Quellen sind im Zeitstrahl verlinkt und im Impressum aufgelistet.